Sowjetunion: Historischer Bericht von Bergarbeiterinnen

Bericht von der Webseite eines Museums zur Bedeutung der Frauen im Steinkohlebergbau der Sowjetunion. Aber bereits 1917 wurden besondere Schutzrechte für Fabrikarbeiterinnen eingeführt: 8-Stundentag, Nachtarbeit und die Arbeit unter Tage , sowie Überstunden wurden untersagt usw. Man muss bei dem Bericht berücksichtigen, dass nach dem Sieg der Oktoberrevolution die jahrelange Kriegswirtschaft, die imperialistische Aggression und die Sabotage der Großgrundbesitzer und Kapitalisten Produktion und Handel weitgehend zerrüttet hatten. Es herrschten Hunger und Wohnungsnot und zum Teil fehlten die wichtigsten Dinge zum Leben.

So wurden wichtige Schritte zur Befreiung der Frau 1921 wieder zurückgenommen. Viele revolutionäre Beschlüsse der neuen Sowjetmacht waren vorerst an der Armut und dem zerrütteten Zustand des Landes gescheitert und mussten wieder aufgehoben werden. Die zweifellos notwendige rasche Industrialisierung der Sowjetunion hätte die schrittweise Vergesellschaftung der privaten Hausarbeit und der Kindererziehung in Angriff nehmen müssen, wurde aber in der Praxis immer mehr verdrängt. In diesem Prozess wurde auch ab den 1930er Jahren das Verbot der Arbeit unter Tage für Frauen wieder zurückgefahren. In den 1940er Jahren befand sich die Sowjetunion im großen vaterländischen Krieg gegen die faschistischen Mächte Japan und Deutschland. In diesem Krieg waren die sowjetischen Arbeiter die Hauptkraft.
Ein Journalist in Kriegszeiten fand dazu folgende Worte: „Auf den schmalen, zerbrechlichen Schultern der Frauen ruhte für ein Jahrzehnt der Steinkohlebergbau.“ 

Ein Tag im Leben von Minenarbeiterinnen in der Sowjetunion
Im heutigen Russland ist es Frauen offiziell verboten, in Bergwerken zu arbeiten. In der UdSSR gab es mehr als 200.000 weibliche Minenarbeiter, die ihre Quote übererfüllten.
Vor der Revolution von 1917 arbeiteten Frauen und Kinder in vielen Branchen gleichberechtigt mit Männern, wenn auch für weniger Lohn. Es gab jedoch eine Tätigkeit, die Frauen verwehrt war: die Arbeit im Kohlebergbau. 
Nach der Revolution brauchte das Land jedoch mehr Arbeiter und so wurde die Beschränkung aufgehoben. Später, in den Jahren 1931 und 1938, wurden Listen mit Minen (rus) erstellt, in denen Frauen arbeiten durften, darunter war eine in der Region Kemerowo.
Mit Beginn des Großen Vaterländischen Krieges wurden diese Listen irrelevant und durch den Slogan ersetzt: „Eine Frau muss den Platz ihres Mannes, Sohnes, Vaters und Bruders einnehmen.“ Frauen schlossen sich den Männern in den Kohlengruben in großer Zahl an. Von Juli bis Dezember 1941 stieg die Zahl der Frauen in den Minen des Kusnezker Beckens von 11.600 auf 15.900. Laut der Online-Zeitung „Literaturnaja Gaseta“ (rus) arbeiteten davon 2.600 unter Tage.   
Die Frauen lernten den Umgang mit elektrischen Lokomotiven, Motoren und Hebemaschinen und die Arbeit mit Metall, erzählt (rus) Elena Stepanowa, Verwalterin des Städtischen Bergbaumuseums Anschero-Sudschensk. 
„Wir brachten Sturzbefestigungen an, während wir hüfttief im Wasser standen. Wir haben mit den Männern Kohlen auf die Wagen geladen und diese mit unseren Händen geschoben. Zu Hause warteten die Kinder. Wir hatten einen kleinen Bauernhof mit Kühen und einem Gemüsegarten“, erinnert sich die Bergarbeiterin Fanaseja Tschebanowa. 
1943 wurde eine Richtlinie zur Frauenarbeit im Steinkohlenbergbau erlassen, in der ein Ausbildungsplan für Frauen als Bergarbeiter vorgeschlagen wurde. Ziel war es, 80 Prozent der männlichen Bergarbeiter zu ersetzen. 
„Die Frauen waren im Schnitt 20 Jahre alt. Ich war 26. Der Presslufthammer wog 17 Kilo, das Flöz war drei Meter hoch. Der Hammer musste die gesamte Schicht über gehalten werden ... Der Staub, der ohrenbetäubende Lärm … Wir fuhren mit tauben Händen und Füßen aus dem Schacht. Aber unsere Quote war immer übererfüllt“, berichtet Alexandra Ladajun, die eine Brigade im Kusnezker Becken leitete. 
Frauenteam der Kirow-Mine, 1942
Einige der weiblichen Bergleute waren sogar jünger als 18 Jahre. Maria Tschukrjakowa beispielsweise begann mit 15 Jahren im Bergbau zu arbeiten. 
„Wir waren um die 15 und 16 Jahre alt, noch Kinder. Können Sie sich vorstellen, wie erschöpft wir waren? Einmal nur hatten wir vier Tage im Monat frei. Das war im April 1945“, teilt Tschukrijakowa ihre Erinnerungen.  „Um schicker auszusehen, haben wir einmal unsere Brotration verkauft und davon auf dem Markt weiße Säcke für Blusen und Kopftücher gekauft.“ 
Eine der ersten weiblichen Kohlearbeiterinnen war Alexandra Leonowa. Sie fand die Ausbildung sehr schwierig. Zuvor war sie Verkäuferin. Ihre Quote erfüllte sie um 349 Prozent.  
„In den ersten Wochen fühlten sich die Arme und Beine wie Blei an und ihr Rücken schmerzte unerträglich. Und nachts träumte sie von Kohlenwagen, von denen sie zahllose beladen und weggerollt hatte. Es waren harte Zeiten. Es war Krieg“, schrieb (rus) die Zeitung „Komsomolez Kusbassa“ über Leonowa im März 1975.  Ihr Foto erschien in vielen Zeitungen und Männer schickten ihr von der Front Dankschreiben. Später wurde sie mit der Auszeichnung „Für heldenmütige Arbeit“ geehrt und erhielt die Medaille „Für Auszeichnung in der Arbeit“. 
Alexandra Leonowa
Einige Frauen ließen in den Minen ihr Leben. Am 16. Februar 1944 zum Beispiel starben bei einer Gasexplosion in der Mine Nowokusnezk 120 Bergleute, darunter 21 Frauen. Frauen durften bis 1957 im Steinkohlenbergbau arbeiten, als ein Dekret erlassen wurde, das die Frauen durch männliche Arbeitskräfte ersetzte. Dennoch arbeiteten Frauen laut der Zeitung „Ugol Kusbassa“ (rus) noch bis 1966 in dieser Branche.  Insgesamt arbeiteten mehr als 200.000 Frauen im Steinkohlenbergbau. Bis 1950 waren es sogar mehr Frauen als Männer in den Minen.