Afghanistan: Kohlemine statt Kindheit

Die Wirtschaft in Afghanistan steht kurz vor dem Kollaps. Die Taliban versuchen nun, den Abbau von Kohle und den Rohstoffexport zu verstärken. Die Not drängt Kinder in gefährliche Arbeit – sogar im Tagebau. Aus einer Mine in Chinarak in der afghanischen Provinz Baghlan schaufeln Bergleute mit bloßen Händen Kohle. In den Schächten arbeiten Hunderte von Bergleuten für einen Tageslohn von nur wenigen Euro in extremer Hitze.

Die Arbeitsbedingungen in den Minen sind hart und gefährlich: Giftige Gase, Erdrutsche und Luftverschmutzung senken die Lebenserwartung der Arbeiter dramatisch. In den Minen in Chinarak arbeiten zehnjährige Jungen bis hin zu 60-jährigen Männern. Kein Helm, keine Schutzbrille: Ein Junge wird von einem anderen Kumpel versorgt, nachdem er durch einen herabfallenden Stein verletzt wurde. Fehlende Ausrüstung und einstürzende Schächte gehören in diesen Minen in Afghanistan zu den größten Gefahren: Erst 2019 wurden im Nordosten des Landes 35 Menschen beim Einsturz einer Goldmine getötet. Eltern müssen ihre Kinder für Hungerlöhne arbeiten schicken, um zum Einkommen der Familie beizutragen. Frauen sind fast völlig aus der Berufswelt verdrängt. Die Versorgungslage des Landes hat sich auch durch den Übergang in eine globale Umweltkatastrophe dramatisch verschlechtert: Dürren und Überschwemmungen haben im vergangenen Jahr einen Großteil der Ernte vernichtet, die Preise für Grundnahrungsmittel sind explodiert. Rund 97 Prozent der Familien geben laut der Hilfsorganisation Save The Children an, ihre Kinder nicht ausreichend ernähren zu können. Obwohl Afghanistan eines der rohstoffreichsten Länder der Region ist, lebt die überwiegende Mehrheit der rund 32 Millionen Einwohner in Afghanistan in Armut. Minen für Gold, Kupfer, Lapislazuli, Marmor oder Kohle werden in den schwer kontrollierbaren, bergigen Regionen ohne nennenswerte Sicherheitsvorkehrungen errichtet, die Schächte ziehen sich teils mehrere Hundert Meter durch die Berge. Nach einer Meldung von dpa