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Schlusskommuniqué der 1. Internationalen Bergarbeiterkonferenz in Arequipa (Peru)

Die Erste Internationale Bergarbeiterkonferenz ist nach drei turbulenten und bewegenden Tagen am 3. März in Arequipa mit fast 500 Teilnehmern zu Ende gegangen. Anwesend waren Bergleute und Vertreter der Bergarbeiterbewegung und der sozialen Volksbewegung aus 25 Ländern. Aus Peru beteiligten sich Bergarbeiter von 42 Basen. Höhepunkte waren der Beschluss der internationalen Delegierten zur Gründung und zum Aufbau einer internationalen Koordinierung und Kooperation der kämpferischen Bergarbeiterbewegung und der gemeinsame Marsch vom Plaza de Armas zum Versammlungsort.
Die Konferenz fand statt in einer Situation des weltweiten Aufschwungs der Kämpfe der Bergleute. Die Frauen und Männer, zum Teil auch Kinder, die in Schächten und Tagebauen die Bodenschätze der Erde fördern, stellen mit 22 Millionen Arbeitern ein großes Heer des internationalen Industrieproletariats. Wir haben diese Konferenz gewagt, weil sie nur im internationalen Zusammenschluss eine überlegene Macht werden können. Jedes Land für sich allein hat auf Dauer keine Chance gegen die weltmarktbeherrschenden Monopole und die ihnen hörigen Regierungen. Diese internationalen Monopole bereichern sich an unserer Hände Arbeit und rauben rücksichtslos die Naturschätze der Erde aus. Die Monopole und ihre Regierungen haben Angst vor unserer Kraft! Deshalb verwehrten sie durch bürokratische Schikanen und Repression einzelnen Delegationen die Einreise nach Peru. Deshalb ließen sie Polizei gegen führende Repräsentanten der 1. internationalen Bergarbeiterkonferenz aus Deutschland hetzen. Die Konferenz hat geschlossen gegen diese Polizeiwillkür protestiert und eine Entschuldigung von den Verantwortlichen verlangt. Unsere Sache ist richtig und gerecht!
Die internationale Konferenz der Bergarbeiter unterscheidet sich von unzähligen Weltkonferenzen, die sich in unverbindlichen Debatten ergehen und um den Zuspruch fremder Geldgeber betteln. Unsere Konferenz ist überparteilich, selbst organisiert und selbst finanziert.
Der Kern der Konferenz war die Generalversammlung der internationalen Bergarbeiterdelegierten. An ihr haben 33 gewählte stimmberechtigte Delegierte aus 19 Ländern teilgenommen. Sie hat nach gründlicher Beratung die künftigen Grundlagen und die Arbeitsweise der Bergarbeiterkonferenz beschlossen. Die offizielle Gründung einer organisierten, weltweit koordinierenden und kooperierenden verbindlichen Zusammenarbeit ist ein historischer Schritt für die Höherentwicklung der weltweiten Kämpfe der Bergarbeiter. Es wurde einstimmig ein internationales Koordinierungskomitee mit 7 kompetenten Mitgliedern der Bergarbeiterbewegung aus dem Kongo, Indien, Deutschland, Peru, Kolumbien, Indonesien und Kasachstan gewählt. Sie haben nun den ehrenvollen Auftrag zur Koordinierung der gleichberechtigten Zusammenarbeit, der Information und gegenseitigen Unterstützung in der internationalen Bergarbeiterbewegung.
Die Länderberichte zeigten lebendig die Notwendigkeit und den Wunsch zur Koordination und Kooperation auf Augenhöhe. Das wurde in 9 Diskussions-Foren vertieft. Diese Foren waren eine Vorbereitung einer programmatischen Grundlage, die auf einer zweiten internationalen Bergarbeiterkonferenz beschlossen werden soll. Bei diesem gegenseitigen Erfahrungsaustausch stritten insgesamt über 350 Teilnehmer leidenschaftlich und kameradschaftlich über alle wichtigen gesellschaftlichen und Zukunftsfragen der Bergarbeiter und ihrer Familien:

  • Über den Zusammenschluss für den Kampf um Lohn- und Arbeitsbedingungen für ein würdiges Leben, gegen Spaltung durch Leiharbeit und Desorganisierung durch Outsourcing und Flexibilisierung der Arbeitszeit und gegen die allgemeine Tendenz des Rentenabbaus weltweit und gegen massive Benachteiligung bei den Renten der Bergleute, insbesondere im Kleinbergbau.
  • Die Konferenz verabschiedete eine Solidaritätsresolution zu dem aktuell geführten Streik der 13.500 Beschäftigten der Kohlezeche El Carrejon in Kolumbien. Weiter wurde über den Kampf von 3000 Arbeitern beim Metallkomplex La Oroya berichtet, über den Kampf gegen Entlassungen bei empresa minera cerro de pasco s.a.c grupo Volcan und die harten Kämpfe der Kumpel im Kleinbergbau um ihre sozialen Rechte gegen die Regierungen. Die Bergarbeiter müssen sich für ihre Kämpfe eine Vielfalt geeigneter Kampf- und Organisationsformen schaffen und sie nutzen. Sie brauchen starke und einheitliche Gewerkschaften als die Massenorganisationen der Arbeiter und revolutionäre Parteien für die Führung des politischen Kampfs. Dabei müssen sie der Klassenzusammenarbeit mit den Monopolen eine Abfuhr erteilen.
  • Die Bergarbeiterbewegung hat eine große Verantwortung für den Schutz der natürlichen Umwelt vor der Profitwirtschaft der Monopole und die Bewahrung der Lebensgrundlagen der Menschheit.
  • Wir brauchen Klarheit über die Auswirkungen der Neuorganisation der internationalen Produktion auf unser Leben und unsere Kampfbedingungen.
  • Die Bergarbeiterfrauenbewegung nimmt eine wichtige Rolle ein für den Kampf um die Befreiung von Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, die Befreiung der Frau und für die Einheit von Mensch und Natur.
  • Die Kinder und die Jugend der Bergarbeiter verkörpern unsere Zukunft und müssen vor der Überausbeutung geschützt werden.
  • Bergleute müssen sich im Kampf um soziale Rechte (Arbeitssicherheit, Sozialversicherung und Rente) und um politische Rechte (Streikrecht, Koalitionsrecht) gegen politische Repression und Gewalt durch Bergbauunternehmen und Staatsorgane weltweit zusammen schließen. Wir verurteilen die Konvention der ILO, die diese Rechte der Klassenzusammenarbeit mit den internationalen Monopolen unterordnet.

Viele Bergbauländer in Afrika, Lateinamerika oder Asien sind reich an Rohstoffen, aber ihre Menschen arm. Die Delegierte aus Indonesien sagte: „Wir sitzen auf einem goldenen Stuhl und leben wie Bettler!" Damit finden wir uns nicht ab. Uns beseelt die gemeinsame Vision einer gerechten Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung in Einheit mit der Natur. Dazu müssen die gesellschaftlichen Verhältnisse umgewälzt werden. Die arbeitenden Menschen müssen über die Schätze des Bodens, über das Wasser, die Luft und die Früchte ihrer Arbeit bestimmen.
Diese Konferenz wurde auf dem 3. Internationalen Bergarbeiterseminar 2008 durch Bergarbeiter aus 14 Ländern in Deutschland beschlossen. Seitdem wurde sie koordiniert von der Internationalen Vorbereitungsgruppe (IPG) in den nationalen Vorbereitungskomitees der Länder als Gemeinschaftsaufgabe vorbereitet. Dabei waren Bergleute von fast 50 Ländern einbezogen. Innerhalb der IPG wurde demokratisch beraten, entschieden und durchdachte Vorlagen vorbereitet. Die IPG hat sich dabei im Gastland Peru auf das Nationale Organisationskomitee (CNO) gestützt, das für die konkrete Durchführung Verantwortung übernahm. Über 80 internationale Brigadisten haben die konkrete Vorbereitung, Durchführung und Werbung im Geist der internationalen Solidarität unterstützt.
Die Welt im Sinne der Massen können nur die Massen selbst verändern. Das wurde zur Leitlinie der Vorbereitung und Durchführung unserer Konferenz. Mit Misstrauen oder Skepsis in die Massen behindern wir uns selbst. Überzeugung ist unsere stärkste Waffe. In tausenden Einzelgesprächen in den Straßen von Arequipa und den Bergarbeiterzentren wurde die Konferenz bekannt gemacht und 4600 Soles Solidaritätsspenden von 4000 Spendern gesammelt. Die Bevölkerung solidarisierte sich mit dem Anliegen der Bergarbeiterbewegung für eine internationale Vereinigung! Wir haben mit Presseerklärungen, Radiosendungen und 1000 Plakaten die Konferenz bekannt gemacht. Zahlreiche Helfer und Organisatoren haben vielfältige Aufgaben selbstlos und uneigennützig erfüllt: Logistik der An- und Abreise, Unterkunft, Verpflegung, Räume, Material und Technik und nicht zu vergessen die unermüdlichen Übersetzer!
Unsere dritte Säule war die Kultur: Wer nicht auch mit dem Herzen kämpft, kann nicht wirklich gemeinsam kämpfen. Wir Bergleute der Welt müssen Freunde und Brüder werden. In Verbrüderungs- (und Verschwesterungs-) festen haben wir schöpferisch die internationale Liedkultur der Bergleute verbreitet. Wir wendeten uns an die ganzen Familien und wurden so im Herzen eine große Familie. Das schloss auch das Gedenken der Opfer ein, die im Bergbau und für unseren Befreiungskampf ihr Leben ließen. Sie sind immer mit uns und geben uns Kraft für unseren Kampf.
Diese Konferenz war ein weiterer wichtiger Schritt auf einer langen Reise, die mit der Befreiung der Welt von Ausbeutung von Mensch und Natur und von jeder Unterdrückung enden wird. Es gibt noch viele Hindernisse für unsere internationale Vereinigung: Unterschiedliche Sprachen, Weltanschauungen, Erfahrungen und Gewohnheiten, aber auch Armut und bürokratische Schikane. Wir kennen jetzt besser die Probleme, mit denen wir Bergleute in allen Ländern kämpfen müssen. So können wir auch unsere Kämpfe besser miteinander koordinieren und neue praktische Erfahrungen sammeln.
Einmütig und mit großen Beifall wurde die Konferenz dem großen Bergarbeiterführer Saúl Cantoral aus Peru gewidmet, der 1989 entführt, gefoltert und ermordet wurde. Saul Cantoral ist als aufrechter, unbestechlicher Vorkämpfer der Bergarbeiterbewegung ein Symbol, nicht nur in Peru, sondern auf der ganzen Welt.
Die 1. Internationale Konferenz hat es hervorragend verstanden, die nationalen Besonderheiten in einen Reigen der internationalen Zusammenarbeit einzubringen. 2017 soll in Indien die zweite Weltkonferenz der Bergleute stattfinden.
Wir haben uns furchtlos, solidarisch und gemeinsam auf den Weg gemacht, um die Bergleute der Welt zu vereinigen. Das soll Vorbild und Ansporn für alle Arbeiter, für die Frauenbewegung, die Umweltschützer, die Kämpfer für Freiheit und Demokratie und vor allem für die Jugend sein!
¡Los Mineros unidos, jamás serán vencidos!

Arequipa, 3. März 2013

(einstimmig verabschiedet)