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Länderberichte

Länderbericht Rumänien

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Rumänien ist ein kleines Kohleproduktionsland mit einer Förderung von 3 Millionen Tonnen Steinkohle (dazu kommen 27 Millionen Tonnen Braunkohle). Die Steinkohleförderung ist in den Südkarpaten vorwiegend im Schiltal (Jiului-Tal) konzentriert. Das Schiltal liegt im Süden des Bezirks Eisenmarkt (Hunedoara). Dort wurde im 18. Jahrhundert durch eingewanderte Bergleute und Hüttenleute aus der Steiermark eine Eisenindutrie aufgebaut. Im Jahr 1868 begann Heinrich Goedecke aus dem Saarland mit der Anlage der ersten Kohlenbergwerke und Arbeitersiedlungen. Im 19. Jahrhundert wuchs das Industriegbiet rasch durch weitere Zuwanderungen aus Deutschland und nachdem Siebenbürgen nach dem 1. Weltkrieg zu Rumänien kam, wurde das obere Schiltal zu dessen bedeutendsten Kohlefördergebiet. .

Ende der achtziger Jahre betrug die Förderung noch das siebenfache von heute und Die Kumpels bildeten zu Beginn der neunziger Jahre die entscheidende Kraft der Arbeiterbewegung:

1977 streikten 35.000 Kumpels gegen die angekündigte Einschränkung des Krankengeldes und anderer sozialer Leistungen. Darunter waren besondere Errungenschaften im Bergbau. Statt 6 Stunden wollte wieder 8 Stunden gearbeitet werden und das Mindestrentenalter von 50 auf 55 Jahre angehoben werden. Die Bergleute hielten drei Tage lang die zechen besetzt. Ceauscescu musste seinen Urlaub am Schwarzen Meer unterbrechen und kam am 3. August nach Lupeni. Er versprach mit seinem Ehrenwort auf die Forderungen einzugehen. Tatsächlich blieb es bei den 6-Stundenschichten. Zugleich wurde Militär in das Gebiet verlegt und das Schiltal zum geschlossenen Gebiet erklärt. Zwei Streikführer starben durch Autounfälle. Zwanzig Bergleute, die als Verhandlungsdelegation nach Bukarest fuhren wurden entlassen. Ein neuer Streik wurde gewaltsam unterdrückt. Aber die Kämpfe gingen weiter.

Im September 1991 marschierten die Bergleute unter der Führung Miron Cozmas erneut nach Bukarest, um ihre Lohnforderungen durchzusetzen. Sie stürmten den Regierungssitz und erzwangen den Rücktritt der Regierung Petre Roman. Miron Cozma wurde zu anderthalb Jahren Haft verurteilt.

1994 fand der erste von einem Gericht für legal erklärte Streik für höheren Lohn statt, an dem sich 40.000 Bergarbeiter beteiligen.

1996 kam es erneut zu Streiks in mehreren Bergwerken für höhere Löhne und Renten.

1997 forderten die Kumpel aus dem Schil-Tal mit einem zehntätigen Proteststreik die Freilassung des erneut inhaftierten Cozma und Lohnerhöhungen von 40 Prozent. Die Regierung in Bukarest gab klein bei und sagte eine Lohnerhöhung von 30 Prozent zu. Cozma war wegen der Kämpfe 1991 zu 18 Jahren Gefändnis verurteilt worden.

1999 streiken die Kumpel der Petrosani Kohlegesellschaft gegen die geplante Stilllegung von 140 Gruben im Schil-Tal und für eine Lohnerhöhung von 35 Prozent. Als sie gegen Bukarest marschierten, stimmte die Regierung erneut einigen Forderungen zu.

Seit 1997 sind insgesamt 85.000 Arbeitsplätze vernichtet worden. Die Kohleförderung wurde in der privatisierten Kohlegesellschaft Petrosani (CNH) zusammengefasst, finanziert von der Weltbank mit 40 Millionen Dollar. In der Vorbereitung auf den EU-Beitritt 2007 sollen von den heute 14.000 Kumpel noch einmal 4.000 ihren Arbeitsplatz verlieren. Zugleich soll die Arbeitsproduktivität erheblich gesteigert werden. Im Jahr 2005 sollen rund 4 Mio Tonnen abgebaut werden. Die Leistung des einzelnen Bergarbeiters soll von 230 Tonnen auf 600 Tonnen im Jahr 2011 gesteigert werden.

Seit 1997 haben mehr als 10.000 Bergleute im Zuge eines sog. Personalabbau-Programms der Regierung Abfindungen genommen und von sich aus gekündigt. Nachdem dieses Geld verbraucht ist (die ganzen Vorstellungen der Regierung, die Kumpels könnten sich mit den Abfindungen selbständig machen, haben sich natürlich in Nichts aufgelöst), herrscht bittere Armut im Schil-Tal, wo bisher fast alle 40.000 Einwohner vom Bergbau gelebt haben. Mit der Abfindung und ohne Arbeitsplätze haben die Kumpel und ihre Familien ihr Recht auf staatliche Beihilfen verloren.

Die Bergarbeiter von Rumänien sind der Anzahl nur noch ein Bruchteil der ehemaligen Stärke, aber sie verfügen über eine große Kampferfahrung, sind durch die harten Lebens- und Arbeitsbedingungen gestählt und bilden damit einen wichtigen Teil der europäischen Bergarbeiterbewegung.