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Das neue Internationale Kampfprogramm der Bergarbeiterkoordinierung

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Die 1. Internationale Bergarbeiterkonferenz 2013 in Arequipa/ Peru mit Vertretern aus 25 Ländern aus vier Erdteilen war ein sehr bedeutender Schritt zum Zusammenschluss der Bergleute auf der ganzen Welt.

Wir waren von dem Prinzip geleitet, dass wir Bergarbeiter zusammen mit unseren Familien international kooperieren und unsere Kämpfe koordinieren müssen, wenn wir gegenüber den internationalen Bergwerksmonopolen und ihren Regierungen eine überlegene Kraft werden wollen. Auf unserer Gründungskonferenz beschlossen wir: „Immer weniger ist es heute möglich, isoliert voneinander und lokal beschränkt sich gegen die internationalen Bergbaumonopole durchzusetzen. Was wir brauchen ist die Einheit der Arbeiter weltweit!“²

Nur auf der Basis von konkreten Forderungen und Zielen, die im gemeinsamen Kampf gegen die Regierungen und Konzerne erreicht werden, kann eine solche Koordination voranschreiten.

1. Es gibt über 20 Millionen Bergarbeiter weltweit, die die Schätze des Bodens unter harten und gefährlichen Bedingungen fördern und gewinnen, aber ihre Lebensbedingungen sind sehr schlecht. Die Löhne sind nicht nur zu niedrig um anständig davon leben zu können, sondern sie stagnieren oft oder sinken. Sie stehen in keinem Vergleich zu der von ihnen geleisteten Arbeit. Sogar eine nominale Lohnerhöhung wird angesichts steigender Lebenshaltungskosten unbedeutend. Für eine Erhöhung der Bergarbeiterlöhne, die ein anständiges Leben entsprechend der Lebenshaltungskosten in den jeweiligen Ländern erlauben!

2. Die Bergarbeiter sind extremen Bedingungen ausgesetzt – wir fordern: Verkürzung der Arbeitszeit mit dem Ziel des 6 Stunden Tages bei vollem Lohnausgleich! In vielen Ländern wird heute für die Reduzierung oder die Einhaltung von maximal 8 Stunden pro Tag bei vollem Lohnausgleich gekämpft. Verbot des Systems der indirekt erzwungenen irregulären Arbeitstage genauso wie die Verlängerung der Schichtzeiten einschließlich irregulärer Arbeitsstunden. Wir kämpfen für jeden und für neue Arbeitsplätze in Verantwortung für die Zukunft der Jugend.
Die Bergarbeiter, die kontinuierlich schweren Arbeitsbedingungen ausgesetzt sind und ihre Gesundheit gefährden, haben eine geringere Lebenserwartung. Wir fordern ein besonderes System der Frühverrentung für diese Bergarbeiter mit der gleichen Rente wie ein aktiver Arbeiter und ohne Bedingungen bezüglich eines Mindestalters.

3. Wir fordern die umfassende Behandlung von Krankheiten und Unfällen, die durch die Arbeit verursacht wurden, ebenso wie die Übernahme der Kosten für die medizinische Behandlung und Vorsorge durch die Unternehmen.
Die höchste Arbeitssicherheit für die physische und psychische Gesundheit der Bergarbeiter muss von den Unternehmen gewährleistet werden. Weltweite Sicherheitsstandards für den Schutz der Gesundheit auf höchstem Niveau für alle Bergbaubeschäftigten. Für eine würdige Behandlung kranker Bergarbeiter und ihrer Familien und derjenigen, die während der Ausübung ihrer Arbeit verunglücken. Wir fordern, dass Regierungen und Konzerne kranke und behinderte Beschäftigte nicht unter Druck setzen, weiterzuarbeiten, sondern deren vollen Lohn weiter zahlen.

4. Das Merkmal der Ersetzung von regulären Arbeitsplätzen durch Leiharbeit und Outsourcing ist zu einem bestimmenden Phänomen auch in der internationalen Bergbauindustrie geworden. Um die Profite zu maximieren, greifen die Kapitalisten zur Reduzierung der Lohnkosten. Dies wird durch die Ausdehnung von Zeit- und Leiharbeit sowie von Auslagerungen erzielt. Unter Androhung des Verlustes des Arbeitsplatzes werden Arbeiter unter Druck gesetzt, um so die Löhne zu senken und die Arbeiter zu spalten so dass sie nicht ihre Rechte wahrnehmen und für sie kämpfen.
Kämpft gegen die Spaltung – es gibt keine Arbeiter erster, zweiter oder dritter Klasse! Gleicher Lohn für ausländische, für Leih- und festangestellte Arbeiter auf den Bergwerken! Wir kämpfen für die Übernahme der Leiharbeiter in die Stammbelegschaft genauso wie gegen die Ausdehnung der Leiharbeit! Unser Ziel ist die Abschaffung von Werksvertragsarbeit im Rahmen der normalen Bergwerkstätigkeit und die Beseitigung von Leiharbeit genauso wie von Outsourcing.

5. In vielen Ländern der Welt werden die Gewerkschaftsrechte der Bergarbeiter in verschiedenen Formen angegriffen. Gewerkschafter werden auf Anweisung des Industrie- und Finanzkapitals zunehmend auch physisch in ihrer Existenz bedroht bzw. ermordet. Dies ist eine gefährliche Entwicklung, der sich die Bergarbeiterbewegung entgegenstellen muss. Nationalistisch-chauvinistische, antiprogressive und antidemokratische Tendenzen wie der Antikommunismus führen zur Spaltung und richten sich gegen die Einheit der Bergarbeiter- als auch der Arbeiterbewegung insgesamt. Wir fordern von allen Regierungen dieser Welt, das Versammlungsrecht und das Verhandlungsrecht zu schützen. Wir organisieren Streiks und fordern von den Konzernen, dass sie diese Rechte respektieren.
Für freie gewerkschaftliche und politische Betätigung! Für ein vollständiges und allseitiges gesetzliches Streikrecht! Für die Gewerkschaften als Kampforganisationen zur Verteidigung und Verbesserung unserer Lebens-, Lohn- und Arbeitsbedingungen! Wir sind gegen jede Form der Klassenzusammenarbeitspolitik auf dem Rücken der Arbeiter und ihrer Familien! Wir kämpfen für den Erhalt und die Erweiterung bürgerlich-demokratischer Rechte und Freiheiten!

6. Heute kontrollieren wenige Konzerne die Förderung, die Verarbeitung und den Handel mit Rohstoffen. Dieselben Konzerne, die die Verschlechterung der Einstellungs- und Arbeitsbedingungen der Bergarbeiter und ihrer Familien verantworten, sind auch für die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen verantwortlich. Die Gier nach immer mehr Profit hat zu einer massiven Umweltzerstörung wie zu einer zügellosen Ausbeutung der natürlichen Ressourcen geführt. Während sie in einem nie gekannten Kahlschlag traditionelle Bergbauregionen und hunderttausende Arbeitsplätze für immer vernichten erschließen sie gleichzeitig neue Rohstofflager mit zerstörerischer Energie ohne Rücksicht auf die Landbevölkerung, die Ureinwohner und Naturlandschaften. Die Arbeiter des handwerklichen wie auch des kleinen Bergbaus werden kriminalisiert, eingesperrt, verfolgt und ihre Produktionsmittel zerstört. Sie werden durch große Bergbaubetriebe, Tage-Bau und Fracking ersetzt. Wir respektieren die Aktivitäten handwerklicher und traditioneller Bergbaubetriebe, die unter Berücksichtigung des Schutzes der Lebensgrundlagen betrieben werden. Wir fordern, dass sie nicht kriminalisiert werden, dass sie sich selbst organisieren und ihre Produktion ausdehnen können während gleichzeitig die Arbeitssicherheit dort verstärkt werden muss. Der Kampf der Bergarbeiter um angemessene Lebensbedingungen muss Hand in Hand gehen mit dem Kampf um den Schutz der Lebensgrundlagen. Wir leisten Widerstand gegen jedes Ausspielen der Arbeitsplätze gegen den Schutz der natürlichen Umwelt und die Spaltung, die damit einher geht. Wir brauchen beides zum Leben.
Kampf der ruinösen schrankenlosen Ausbeutung und unersättlichen Jagd nach Rohstoffreserven durch die kapitalistische Produktionsweise und der Vergeudung und Verschwendung von Rohstoffen durch internationale Bergbau- und Energiekonzerne.
Verbot des extraktiven Tage-Abbaus auf Kosten der Natur und der Bewohner! Weltweites Verbot von Fracking! Drastische Reduzierung des Ausstoßes von Kohlendioxid um der Entwicklung einer bevorstehenden Klimakatastrophe entgegen zu treten. Einsatz der Kohle als Rohstoff, statt sie zu verbrennen! Umweltgerechte Entsorgung von Giftmüll und umweltgefährdenden Stoffen und Verbot der Einlagerung in den Bergwerken! Weltweiter aktiver Widerstand gegen die drohende Umweltkatastrophe.

7. Wir stehen für die Gleichberechtigung der Frau. Frauen werden schlechter bezahlt und durch ungleiche Bezahlung diskriminiert. Wir stellen uns gegen Sexismus, sexuelle Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen. Gegen die Abwälzung der Lasten für die Pflege und Erziehung der Kinder und die Reproduktion der Arbeitskraft auf die Familien. Die Frauen und Familien müssen bei Krankheit, Verletzung bzw. Tod eines Familienmitglieds eine entsprechende Entschädigung bzw. Unterstützung bekommen. Wir kämpfen gegen alle Formen der besonderen Ausbeutung und Unterdrückung der Frau und unterstützen die internationale, kämpferische Frauenbewegung für die Befreiung der Frau.

8. Für die Zukunft der Jugend! Für eine gründliche Berufsausbildung und Übernahme nach der Lehre! Ausbau der Jugendschutzbestimmungen und Kampf gegen die besondere Ausbeutung der Bergarbeiterjugend. Eine der abscheulichsten Erscheinungsformen der Dekadenz des kapitalistischen Systems und rückständiger Ökonomien in der Welt ist die Ausbeutung von Kinderarbeit in der Bergbauindustrie. Wir fordern die Abschaffung jeglicher Form der Ausbeutung von Kinderarbeit und die Gewährleistung der kostenlosen Schulpflicht der Kinder durch den Staat.

9. Um über die Rohstoffquellen zu herrschen, wird das Landproletariat und die Bauern einschließlich der Landlosen mit Gewalt vertrieben. Auch führen imperialistische Regierungen vernichtende Kriege, die die Lebensgrundlagen der Unterdrückten zerstören. Menschen werden von Heim und Herd weggerissen und werden zu einem Leben als Flüchtlinge gezwungen. In diesem Szenario werden die Arbeiter in Stadt- und Landbevölkerung und unterschiedliche Nationalitäten, Religionen und Weltanschauungen gespalten und gegeneinander aufgehetzt. Die Menschen vieler Länder fliehen vor Umweltzerstörung, vor sozialer Not und imperialistischen Kriegen.
Wir sind solidarisch mit der weltweiten Flüchtlingsbewegung! Wir treten dafür ein, dass die Völker das Recht haben, über die Zukunft ihres Landes und ihrer Lebensverhältnisse selbst zu entscheiden, und dass sich die Bergbauunternehmen nicht großer Flächen bemächtigen und über die Interessen der Völker hinweg gehen können. Wir unterstützen den Kampf des Landproletariats und der Bauern gegen die Enteignung ihres Bodens und ihrer Lebensgrundlagen.

10. Wir kämpfen für die Einheit der Bergarbeiter. Wir widersetzen uns und kämpfen gegen imperialistische Kriege. Wir sind gegen Aggressionskriege der Imperialisten, um ihren Einfluss über die natürlichen Ressourcen abzusichern und Einfluss über zahlreiche Länder und Regionen auszuüben. Gegen den Ausverkauf der nationalen Reichtümer an die imperialistischen Monopole. Wir kämpfen für den Weltfrieden.

11. Die IMC hat die Vision einer „weltweit verbundenen Bergarbeiterbewegung, die für sich und ihre Kinder darum kämpft, dass die Schätze des Bodens, des Wassers und der Lüfte denen gehören, die sie durch ihre Arbeit erschließen. Sie sollen eingesetzt werden für ein reiches, würdevolles und gesundes Leben aller Menschen in Einklang mit der Natur – ohne Ausbeutung und Unterdrückung."²
12. Wir ermutigen und fördern vielfältige Organisations- und Kampfformen, die die Lebensinteressen der Massen verteidigen. Selbstorganisiert, selbst finanziert, demokratisch und überparteilich. Wir stehen für Organisationen die den Interessen der Arbeiter und der breiten Massen verpflichtet sind.Ihre Führer müssen unbestechlich sein und die Kontrolle von unten muss organisiert werden. Ob eine konkreter Kampf seine Ziele erreicht oder nicht – die Internationale Bergarbeiterkonferenz wird zu den Erfahrungen beitragen, die Teil der gemeinsamen Bewusstheit der Bergarbeiterbewegung wird,und von der jeder lernen kann. Wir suchen die Zusammenarbeit mit allen, die uns dabei unterstützen und unsere Ziele teilen. Wir führen die Kämpfe als Schule des Klassenkampfes, um die kämpferische und klassenkämpferische Bergarbeiterbewegung zu stärken. Um das zu verwirklichen müssen wir uns über neue Erscheinungen und wesentliche Veränderungen informieren und sie diskutieren. All das dient dem Ziel zu einer befreiten Gesellschaft voranzuschreiten. Für viele von uns bedeutet das, den Imperialismus revolutionär zu überwinden mit der Perspektive des Sozialismus.

13. Wir begehen gemeinsam die internationalen Kampftage 1. Mai (Internationaler Kampftag der Arbeiterklasse), den 8. März (Internationaler Frauentag) und den Internationalen Kampftag zur Rettung der Umwelt.

14. Der Kampf für dieses Programm reicht von der Organisierung der Solidarität einschließlich Solidaritätserklärungen über Solidaritätsstreiks bis hin zu internationalen Solidaritätskampagnen und länderübergreifenden Aktionen.

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²Gründungsresolution der Internationalen Bergarbeiterkoordination vom 3. März 2013

(Kampfprogramm verabschiedet von der 2. Internationalen Bergarbeiterkonferenz Februar 2017 in Ghodavarikani, Indien – Herausgabe durch die Internationale Koordinierungsgruppe 1.7. 2017)

International Coordination Group (ICG)
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ICG, September 2017