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Länderbericht Kasachstan 2008
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Grunddaten:
15,2 Mio. Einwohner
92 Mio. t Kohle (Rang 9)
126.000 Bergleute insgesamt, ca. 70.000 im Steinkohlebergbau
Ein weltweit bedeutendes Steinkohlevorkommen ist das Becken von Karaganda (Qaraghandy) die Kohle-Tagebaustätten gehören einem russischen Konzern, die Kupfergruben dem einheimischen Unternehmen Kazach-Mys. Kleine Kupfergruben sind in privatem Besitz einheimischer Unternehmen.
8 Schachtanlagen gehören Arcelor Mittal, 4 einheimischen Geschäftsleuten
In den Kohlezechen von Arcelor-Mittal 12 Stunden-Schichten
75% Tagebau, Untertagebau bis zu 1800 m
In Sicherheit wird nicht investiert
Kasachstan ist das neungrößte und eines der rohstoffreichsten Länder der Erde. Das Land ist in seiner ganzen industriellen Entwicklung führend in Zentralasien. Knapp die Hälfte der kasachischen Volkswirtschaft wurde seit 1995 privatisiert.
Von 1995 bis heute wurde die gesamte kasachische Volkswirtschaft privatisiert. Zu den größten Unternehmen im Land gehören Kazakhmys PLC, ein in der Kohle- und Kupferindustrie (unter den Top-Ten) tätiges Unternehmen, die Bogatyr Acces Komis, das die größte Tagebaumine der Welt betreibt (2007 43,5 Mio Jahrestonnen, UC Rusal ist Großaktionär) und Mittal Steel.
1998 wurde ein mörderisches Rentengesetz beschlossen, das die Bergarbeiter zwingt, bis 63 Jahre zu arbeiten, statt vorher 50 nach 10 Jahre unter Tage.
Es gibt 3 Gewerkschaften: die alte regierungsnahe, die Assoziation der Gewerkschaftsverbände von Almaty, die nach dem Zusammenbruch entstand und „sozialpartnerschaftlich“ ausgerichtet ist und die Konföderation der „Freien Gewerkschaften der Bergarbeiter Kasachstans“, die in den Kämpfen während der Perestroika entstand als Zusammenschluss von 10 unabhängigen Gewerkschaften. Sie führte mehrere Kämpfe. Es gab zwischen 1989 und 1998 1162 Streiks und viele Massenproteste und Kundgebungen der Bergarbeiter, darunter Massenhungerstreiks im Schacht. Es wurden ungefähr 20 Bergarbeitergewerkschaften gegründet und von den Grubenbesitzern und dem Staat wieder zerschmettert. Seit 2006 gab es mehrere und erfolgreiche Massenstreiks u.a. für höhere Löhne und Witwenentschädigungen.
Bedeutend war 2006 der gemeinsame Kampf der Bergarbeiter von Arcelor-Mittal, dem sich die Stahlarbeiter von Arcelor-Mittal anschlossen. Er entfaltete eine große Kampfkraft und wurde von der Bevölkerung unterstützt. Sie setzten eine Lohnerhöhung von 30% und die Untersuchung des größten Zechenunglücks in Kasachstan mit 41 Toten durch.
Weitere Informationen:
Rohstoffreichtum
von den 105 Elementen des Periodensystems kommen auf dem Gebiet der Republik 99 vor. Kasachstan nimmt weltweit den 1. Platz ein bei: Chrom, Vanadium, Wismut, Fluor. Einen der führenden Plätze hat Kasachstan bei den Vorkommen von Uran, Eisen, Kupfer, Kohle, Wolfram, Blei, Zink und Molybdän.
Eisen und Kupfer werden gefördert, im Altai-Gebirge auch Gold. Um die Rohstoffe zu nutzen, hat man in Kasachstan eine gut funktionierende Hüttenindustrie aufgebaut.
Es war einer der wichtigsten Kohlelieferanten der UdSSR.
Politische Situation
Die Innenpolitik wird weitgehend durch den autoritären Regierungsstil von Präsident Nursultan Nasarbajew und seiner Familie geprägt. Die Opposition wird stark eingeschränkt. Der prominente kasachischen Oppositionspolitiker Altynbek Sarsenbajew wurde zusammen mit seinem Leibwächter und dem Fahrer am Morgen des 13. Februar 2006 erschossen aufgefunden. (Neue Zürcher Zeitung vom 14. Februar 2006, Seite 7)
Gute Beziehungen zwischen der deutschen und Kasachischen Regierung
05.12.03 - Während des Besuchs von Bundeskanzler Schröder in Kasachstan wurden zahlreiche Verträge im Wert von insgesamt 550 Mio. Euro unterzeichnet. MAN liefert Kohleförderungsanlagen, Siemens Telefonvermittlungsanlagen, Signaltechnik für die Eisenbahn und neue Kraftwerke. Verhandelt wird noch über einen Vertrag zwischen der BASF-Tochter Wintershall über eine Beteiligung an der Ölförderung im Kaspischen Meer. (rf-news)
Bedeutende Kämpfe
8. Oktober 2006: Berg- und Stahlarbeiter gemeinsam
Nach einem schweren Unfall aufgrund einer Methangasexplosion in der zu Mittal Steel gehörenden Lenin-Zeche, bei der mindestens 41 Bergleute ums Leben kamen, traten die etwa 25.000 Kumpels in acht Kohleminen in einen unbefristeten Streik. Sie forderten eine deutliche Erhöhung ihrer bei etwa 350 US-$ liegenden Bezüge und einen massiven Ausbau der Sicherheitsvorkehrungen. Mittal Steel ist der größte Stahlproduzent, besitzt 61 Betriebe in 27 Ländern und in Kasachstan 8 Bergwerke (u.a. Abajskaja, Saranskaja bei Karaganda), die etwa 12 Mio. Tonnen jährlich fördern, hauptsächlich in der Region Karaganda Sie decken 95% des konzerneigenen Kohle- und Kokskohlebedarfs.
Nachdem die Unternehmensführung die Forderung wochenlang ignoriert hatte und sogar damit drohte, russische Kohle für ihre Stahlwerke einzukaufen, lenkte sie nun ein.
Der Grund lag wohl in der gemeinsamen Demonstration von 6000 Bergleuten und Stahlkochern vor der Firmenzentrale in Temirtau. Auch im Stahlwerk Termirtau gibt es gravierende Sicherheitsmängel. Zuvor hatte Mittal Steel noch behauptet, dass China und der Iran ihre Märkte für kasachischen Stahl schließen, käme es zu signifikanten Lohnerhöhungen. Die Streikenden zeigten sich unbeeindruckt. Die über das kasachische Kohle- und Stahlrevier fegende Streikwelle ist Ausdruck der angestauten Wut der Arbeiter über die sich seit Jahren immer mehr verschlechternden Arbeitsbedingungen. In den letzten Jahren hatte der Konzern fast 10.000 qualifizierte Arbeiter entlassen. Bis 2010 sollen noch einmal so viele Stahlkocher und Kohlekumpel gehen. Oftmals werden freigewordene Arbeitsplätze mit schlecht bezahlten Tagelöhnern besetzt, die nicht einmal 200 US-$ verdienen. An die 12 Stunden dauert eine Schicht in den kasachischen Kohlengruben Mittals. Die Sicherheitstechniken stammen noch aus sowjetischen Zeiten.
Das kasachische Stahlwerk Termirtau, das Lakschmi Mittal 1995 für einen Spottpreis von 400 Mio. US-$ gekauft hat, bescherte alleine 2005 Einnahmen in Höhe von 1,4 Mrd. US-$ und gehört zu den Flaggschiffen der kasachischen Industrie, produziert jährlich 6 Mio. Tonnen Stahl und steuert alleine 4% zum kasachischen Bruttosozialprodukt bei.
Am 8.Oktober 2006 teilte Mittal Steel mit, dass den Stahl- und Minenarbeiter eine 30%ige Erhöhung angeboten wurde. Außerdem wurde eine Kommission zur Untersuchung der Ursache des Grubenunglückes einberufen und den Familien der ums Leben gekommen Bergleute jeweils eine Entschädigung von 11.000 US-Dollar angeboten wurde.
In Karaganda gab es nach 1989 noch viele Massenproteste der Bergarbeiter. Die Bevölkerung hat die Bergarbeiter sehr unterstützt. die ganze Presse hat mit Sympathie über sie geschrieben und mit Wut gegen die Herrschenden und die Besitzer der Gruben.. Berühmt wurde der Marsch von 6000 Kumpeln aus drei Städten (Shakhtinsk, Shakhgan, Saran’) nach Karaganda.