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Einladung von Kumpel für AUF: 22.10. um 18:30 Uhr in Marl-Hüls: Wie geht es weiter gegen die Vernichtung bezahlbaren Wohnraums durch VIVAWEST?

Der Widerstand gegen die von VIVAWEST beabsichtigte „Luxussanierung“ von Bergmannswohnungen in Marl-Hüls lässt nicht unterkriegen und zieht breitere Kreise. Unter anderem wird ein Rechtsanwalt über die rechtlichen Möglichkeiten und Grenzen informieren. Inzwischen gibt es einen Rat vom Mieterschutzverein, gegen die Mieterhöhung wegen Anschluss an die Fernwärme Widerspruch einzulegen. Entsprechendes gilt für Mieter im Erdgeschoss hinsichtlich einer Umlage des geplanten Aufzugs auf ihre Miete. Gleichzeitig bleibt die Forderung, dass die zu großen Teilen unsinnigen Maßnahmen nicht ohne Zustimmung der Mieter umgesetzt werden dürfen. Das lebenslange Wohnrecht von Bergarbeiterfamilien darf nicht angetastet werden. All das wird beraten und die weitere Öffentlichkeitsarbeit und Aktivitäten festgelegt.

Außerdem werten wir unser traditionelles Bergarbeitercafe beim Volksparkfest am 3. Oktober aus, wo wir unsere Anliegen einer breiteren Öffentlichkeit nahe gebracht haben. Weitere Treffen Dienstags um 18:30 Uhr am 18.11. und 15.12.

Bericht aus Marl

9. Oktober 2025 | Seite 3
Vivawest will Klimaschutzziele erfüllen, doch viele Anwohner fürchten, künftig
Kaltmiete und Nebenkosten nicht mehr bezahlen zu können. Bleibt nur der Aus-
zug?
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Sie leben meist von kleinen Renten und haben einen
Wohnberechtigungsschein: Für die Bewohner der bei-
den Vivawest-Mehrfamilienhäuser an der Tannenstra-
ße 21 im Norden von Hüls ist eine bezahlbare Miete
von existenzieller Bedeutung. Doch die von der Woh-
nungsgesellschaft Vivawest jetzt geplante grundlegende
Modernisierung der Gebäude bringt all das in Gefahr.
Nach Abschluss der Arbeiten werden die Mieten drastisch steigen. „Ich weiß nicht, wie ich
das Geld aufbringen soll“, sagt Jörg Gerwinat: „Aktuell zahle ich eine Kaltmiete von 356
Euro, künftig sind das 530 Euro.“ Mit Nebenkosten werden dann etwa 750 Euro fällig. Der
ehemalige AV-Bergmann mit Schwerbeschädigtenausweis ist entsetzt: „Wenn das wirklich
so kommt, kann ich mir meine 60-Quadratmeter-Wohnung hier nicht mehr leisten, dann
bleibt mir nur der Auszug und ich weiß nicht wohin.“
Bereits Ende Mai 2025 hatte die Vivawest allen Mietern an der Tannenstraße 21a und 21b
eine umfangreiche „Modernisierungsankündigung“ geschickt. Im Mittelpunkt stehen
Maßnahmen zur Energieeffizienz. So wird das Dach neu eingedeckt, die Fassaden werden
gedämmt, Fenster und Türen werden ausgetauscht und Rollläden eingebaut. Die Häuser
werden an das Fernwärmenetz angeschlossen, die Wohnungen erhalten neue Heizkörper.
Terrassen und Balkone werden erneuert und ein Fahrstuhl installiert.
„Sozialbindung endet in einem Jahr“
Die Maßnahme soll jetzt beginnen und ein ganzes Jahr dauern, 15 Tage Innenarbeiten
sind für jede Wohnung angekündigt.
Was die Mieter auf die Palme bringt: „Wir haben jahrelang brav unsere Miete bezahlt,
ohne dass an dem Gebäude die dringend notwendigen Instandhaltungsmaßnahmen
durchgeführt wurden“, klagt Mieter Patrick von Raesfeld: „In einem Jahr aber endet die
Sozialbindung der Häuser, dann können alle Sanierungsarbeiten direkt auf die Miete um-
gelegt werden, das ist eine Riesensauerei.“ Viele Bewohner sehen nur einen Weg, die Miet-
preisanhebung abzufedern: „Die Vivawest sollte nur die wirklich notwendigen Maßnah-
men durchführen“, fordert Anwohner Hans-Werner Schmitz: „Natürlich muss das Dach
saniert werden, auch die Fassaden, auch die Bäume müssen beschnitten, die Parkplatzsi-
tuation verbessert und die Stolperfallen im Innenhof beseitigt werden.“
Aber: „Wir brauchen kein neues Heizsystem“, sagt Schmitz: „Die Gasheizung wurde erst
vor vier Jahren eingebaut und läuft einwandfrei, auch für die Fernwärme wird ja Gas ver-
brannt, unsere Fenster sind dicht und unsere Balkone sollten saniert, aber nicht erneuert
Modernisierung treibt Mie-
ten hoch: Mieter fürchten
um ihre Wohnung
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brannt, unsere Fenster sind dicht und unsere Balkone sollten saniert, aber nicht erneuert
werden.“ Völlig verrückt findet Anwohnerin Ingrid von Raesfeld das Vorhaben, einen
Fahrstuhl einzubauen: „Wir haben doch nur ein Obergeschoss, was soll da ein Lift?“
Enttäuscht von Bürgermeister und IGBCE
Unterstützt von der Initiative „Kumpel für AUF“ haben sich viele Mieter in ihrer Not an
Bürgermeister Werner Arndt und die Gewerkschaft IGBCE gewandt. Aus Sicht der Mieter
ist die Reaktion enttäuschend. Der Bürgermeister sieht sich nicht in der Lage, in eine pri-
vatrechtliche Angelegenheit (Mietvertrag) einzugreifen. Der IGBCE-Vorsitzende Michael
Vassiliadis verteidigt die Strategie der Vivawest, ihre Immobilien möglichst klimaneutral
zu sanieren und hofft, dass finanziell überforderte Bewohner notfalls schon eine andere
Wohnung finden werden. Die Vivawest selbst bietet ihren Mietern übrigens an, auch kurz-
fristig kündigen zu können.
„Recht der Bergleute ausgehebelt“
Wolfgang Göller empfindet das alles als blanken Hohn. „Besonders die Antwort der IGBCE
ist für uns ein Schlag ins Gesicht“, sagt der Vivawest-Mieter und überzeugte Gewerkschaf-
ter: Der „IGBCE gehört mehr als ein Viertel der Vivawest, sie ist am Gewinn beteiligt und
handelt hier gegen das Interesse ihrer eigenen Mitglieder.“ Für den ehemaligen AV-
Kumpel Jörg Gerwinat ist klar: „Den Bergleuten hatte man einst in diesen Häusern ein le-
benslanges Wohnrecht zugesichert, das wird nun auf kaltem Weg ausgehebelt.“
Vivawest sieht keine Luxussanierung
Die Vivawest indes betont, dass die Sozialbindung der Wohnungen Tannenstraße 21a und
21b erst im Jahr 2029 endet und dass dieser Umstand mit der aktuellen energetischen Mo-
dernisierung nichts zu tun hat. Sie verwahrt sich auf Anfrage unserer Redaktion gegen
den Vorwurf einer „Luxussanierung“, verweist auf die gesetzlichen Härtefallregelungen
zum Mieterschutz und bietet Mietern, die um ihre Wohnung fürchten, Hilfe bei Behörden-
gängen an.
Vivawest-Sprecher Jens Rospek erläutert den Kurs der Vivawest: „Wir haben volles Ver-
ständnis dafür, dass Mietanpassungen nach einer Modernisierung eine Belastung für un-
sere Mieter darstellen. Umgekehrt steigert jede Modernisierung den Wohnkomfort, erhöht
die Sicherheit und führt zu deutlichen Energieeinsparungen und damit zu geringeren
Heiz- und Betriebskosten. Zudem stellen die Mietanpassungen langfristig die ordnungsge-
mäße Bewirtschaftung im Sinne unserer Mieterinnen und Mieter sicher und sind ein
wichtiger Baustein für weitere Investitionen auf dem Weg zur Klimaneutralität bis spätes-
tens 2045.“
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