Kolumbien: Erpressung durch Cerrejón gescheitert
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- Hauptkategorie: Kämpfe
- Erstellt: Mittwoch, 09. September 2020 18:43
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Übersetzung der Presseerklärung Nr. 29 der kolumbianischen Bergarbeitergewerkschaft Sintracarbón zum am 1.9.2020 begonnenen unbefristeten Streik im Kohlebergwerk El Cerrejón
Sintracarbón
Pressemitteilung No. 29 - La Guajira, 07 September 2020
Die Erpressungsstrategie von Cerrejón ist in der ersten Streikwoche gescheitert
BHP, Glencore und Angloamerican, die drei transnationalen Konzerne, die Cerrejón besitzen, haben versucht, die Arbeiter, die Gemeinde und den Staat durch Erpressung unter Druck zu setzen. Aber bisher ist es nicht gut für sie gelaufen.
Wir Arbeiterinnen und Arbeiter haben uns nicht davon überzeugen lassen, dass die Nachhaltigkeit und das Überleben des Unternehmens von einem "Paket" von Maßnahmen abhängt, die unsere Rechte verletzen, unter anderem durch die Zerstörung bereits bestehenden tarifliche Zusatzleistungen, der Abbau von 1.250 direkten Arbeitsplätzen und des gleichen Anteils an indirekten Arbeitsplätzen, die Verringerung der Erwartung eines menschenwürdigen Lebens, die Verschlechterung der Gesundheit, die zunehmende Arbeitsüberlastung und die Untergrabung des Zusammenhalts der Familie, die wir heute dank der aktuellen Schicht (2x1-2x3)* genießen und mit der die meisten von uns täglich mitgenommen und nach Hause gebracht werden.
Das Unternehmen drohte der Gemeinde mit dem Entzug der humanitären Hilfe und insbesondere mit dem Entzug des Rechts auf Wasser, das es an die Anwohner entlang der Eisenbahnlinie verteilt, falls die Arbeiterinnen und Arbeiter streiken sollten. So wurde es in die (lokalen) Medien angekündigt. Es war klar, dass das Unternehmen die Absicht hatte, die Gemeinde gegen uns aufzubringen als Opfer eines Streiks, für den Cerrejón allein verantwortlich ist. Darüber hinaus wollte das Unternehmen den Streik als gewalttätig "abstempeln", als die Gemeinde in der Nähe von Puerto Bolivar und aus eigener Initiative protestierte, nachdem Cerrejón in den ersten Tagen des Streiks die Wasserversorgung einstellte. Unsere Rolle als Gewerkschaft bestand nur darin, die Botschaft der Bevölkerung zu den arroganten Herrschern von Cerrejón in Puerto Bolivar zu überbringen, angesichts ihrer Weigerung, mit den einheimischen Protestierenden zu sprechen. Sintracarbón genehmigte auch im Rahmen des Notstandsplans des Streiks, dass keine der humanitären Tätigkeiten unterbrochen wird. Wenn aber Cerrejón diese nicht fortsetzt, liegt es allein in seiner Entscheidung und Verantwortung.
Diese Organisation (Gewerkschaft) kennt und respektiert die Streikgesetzgebung, und wir haben und an keiner Aktion beteiligt, die den Streik rechtswidrig machen würde und werden es nicht tun. Cerrejón hofft aber darauf, um so seine Bedingungen als Unternehmen am Verhandlungstisch durchsetzen und die Todesschicht* einführen zu können. Dem Unternehmen muss klar sein, dass dieser Streik nur dann aufgehoben wird, wenn es echte Angebote macht, die den legitimen Interessen der Beschäftigten gerecht werden und nicht darauf abzielen, Tarifleistungen zu kürzen, zu beseitigen oder einzufrieren. Außerdem, dass parallel dazu die Verpflichtung besteht, die gegenwärtigen Arbeitsbedingungen zu respektieren, insbesondere im Hinblick auf die Arbeitsschicht, und dass das Unternehmen eine fachliche Erörterung akzeptiert, in der wir ausführlich darlegen werden, wie falsch sie mit dieser Entscheidung liegt.
Das Unternehmen will den Staat erpressen, damit er es gegen die Arbeiter und die Gemeinde verteidigt. Es verfolgt die Strategie der Respektlosigkeit gegenüber den Behörden, wie etwa dem Arbeitsministerium, dem Cerrejón am Verhandlungstisch die Tür vor der Nase zuschlugt. Ebenfalls hat das Unternehmen die übliche Vermittlung durch dieses Gremium missachtet. In ihrer Arroganz versäumten sie es auch, an einer Anhörung im Repräsentantenhaus teilzunehmen. Sicherlich, um zu vermeiden, die fehlenden Argumente und ihr armseliges Interesse daran, die Senkung der Kosten auf dem Rücken der Arbeiter abzuwälzen, auf Kosten des Lebens und der hart erkämpften Leistungen der Arbeiter.
Cerrejón möchte auch, dass der Staat nicht auf das Rufen der Gemeinden hört, die es wegen Schädigung der Umwelt verklagt habe. Es will ihre Stimmen zum Schweigen bringen und ihnen das Recht auf vorherige Konsultation verweigern. Das Unternehmen hat sich geweigert, alten Gerichts- und Verwaltungsanordnungen nachzukommen und will die Kohle kostenlos fördern in der Nähe des Bachs Bruno. Wir hatten uns daran gewöhnt, es sagen zu hören, dass die gesamte Operation in Übereinstimmung mit den gesetzlichen Normen durchgeführt wurde, aber es ist klar, dass dies nicht der Fall ist, wie die Gerichtsurteile feststellen.
Das Unternehmen will um jeden Preis mehr Gewinn für die Aktionäre. Es will, dass der Staat weiterhin seine Arbeitskosten durch Gesetze senkt, z.B., indem er schädliche Maßnahmen wie den Verlust der Rückwirkung von Cesantias*, die Senkung der Nacht- und Sonntagszuschlägen, die Einführung der 9 Stunden Nachtschicht, mehr Rentenbeitragsjahren und ein höheres Renteneintrittsalter sowie den Abbau von Ausbildungsverträgen u.a. Es will mehr Steuerbefreiungen und niedrigere Lizenzgebührensätze. Und will, dass wir Arbeiter, die die einzigen sind, die die Kohle ausgraben, unsere Würde, unser ganzes Leben und die Errungenschaften im Tarifvertrag den ausländischen Kapitalisten ausliefern.
Wie wir schon sagten, das Unternehmen will das gesamte Paket. Es will, dass der Rückgang der Preise und der Nachfrage von den Beschäftigten, der Gemeinde und dem Land kompensiert wird, wobei klar ist, dass dies nur ein vorübergehendes Problem ist in den fast 40 Jahren des Betriebs. Cerrejón ist eine „Gelddruckmaschine“, um es umgangssprachlich auszudrücken. Sogar nach zwei Jahren mit niedrigen Preisen [für Steinkohle] ist es immer noch so, denn erinnern wir uns, dass noch 2018 die Tonne zu 80 US-Dollar verkauft wurde, während nur zwischen 30 und 40 US-Dollar in die Produktion investiert wurde. Mit anderen Worten, in den fast 40 Jahren ihres Bestehens hat Cerrejón zumeist Betriebsgewinne von mehr als 100% der investierten Mittel erzielt. Es gibt kein anderes Unternehmen, das die Taschen des Eigentümers in einem solchen Verhältnis füllt.
Dies zeigt, Kolleginnen und Kollegen, wie gerechtfertigt unser Streik ist und nur einer ist dafür verantwortlich: Cerrejón. Es gibt keinen Grund, die von ihm geplanten Sparmaßnahmen zu ergreifen, angesichts der geringen Auswirkungen der Lohnsumme auf das Einkommen des Betriebs und vor allem angesichts der tiefgreifenden Auswirkungen auf die Arbeitnehmer und ihre Familien. Heute ist der siebte Tag eines Streiks, der zwar schmerzhaft ist, aber würdevoll, gerecht und notwendig. Die Gewerkschaft ist nach wie vor bereit, die Verhandlungen über den Forderungskatalog fortzusetzen und über die angestrebten Todesschichten zu führen.
Die VERHANDLUNGSKOMMISSION
Anmerkungen der Übersetzerin:
*das heißt bei Schichten von 12 Stunden täglich: 2 Tage arbeiten, 1 Tag frei oder 2 Tage arbeiten, 3 Tage frei
* Todesschicht nennen die Arbeiter die Schicht von 7 Tage Arbeit je 12 Stunden mit anschließender 3 Tage frei
* Cesantias sind eine vom Unternehemer an den Beschäftigten gezahlte Sozialleistung, die einem Monatsgehalt für jedes geleistete Arbeitsjahr oder im Verhältnis zur Dienstzeit entspricht. Ihr Hauptzweck besteht darin, finanzielle Unterstützung zu leisten, wenn der Person gekündigt wurde oder ihr Arbeitsverhältnis einseitig beendet.
Wir danken für die Unterstützung von Solidarität International (SI) bei der Übersetzung.