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Kolumbien: Bevölkerung organisiert Volksentscheid gegen Fracking u.a. nach Gerichtsurteil

In San Lorenzo im südlichen Bundesstaat Nariño haben 98 Prozent der Wähler gegen Bergbauprojekte in ihrer Region gestimmt. Sie verneinten die Frage, ob in ihrer Gemeinde der Abbau von Edelmetallen und die Förderung von Erdgas und Erdöl erlaubt werden soll. Camilo Degado, Vorsitzender des Organisationskomitees der Volksabstimmung, zeigte sich gegenüber amerika21 zufrieden: "Die Bevölkerung hat ein klares Zeichen gegen die Zerstörung der Natur und für die Verteidigung des Lebens und der Umwelt gesetzt."

Verschiedene Schulen hatten Aktionstage zum Thema Bergbau und Umweltverschmutzung organisiert und eine symbolische Abstimmung aller Schüler durchgeführt, die sich ebenfalls gegen Extraktivismus ausgesprochen hatten. Da die Finanzierung von der Obersten Wahlbehörde abgelehnt wurde, hatten sich die Lehrer freiwillig als Wahlhelfer gemeldet. San Lorenzo befindet sich in einem Kleinbäuerlichen Selbstversorgungsgebiet, zu dem sich 17 Nachbargemeinden in den Departamentos Nariño und Cauca in Eigeninitiative zusammengeschlossen haben. Die Gemeinde ist aufgrund ihrer Biodiversität und ihrer Wasserquellen, die die größten Flüsse des Landes speisen, von großer Bedeutung für Mensch und Umwelt. Die Abstimmung ist eine Antwort auf die bereits erteilten Konzessionen für multinationale Minenkonzerne in der Region. Seit 2008 wurden laut Bergbauministerium Konzessionen und Rechtstitel im Gebiet von San Lorenzo vergeben. Im Jahr 2010 hatte der Konzern Mazamorras Gold mit der Erkundung von Fördergebieten in den Gemeinden San Lorenzo und Arboleda begonnen. Nachdem die Bewohner durch Viehsterben und Wasserverschmutzung auf die Folgen aufmerksam und Verhandlungen durch den Konzern abgelehnt wurden, zerstörten sie das Camp der Förderanlage. Erneute Versuche des Unternehmens, auf dem Gebiet tätig zu werden, wurden von den Gemeindemitgliedern mit der Zerstörung mehrerer Fahrzeuge erwidert. Seitdem liegen die Bergbauaktivitäten in San Lorenzo und Arboleda still. Am 11. Oktober hatte das Verfassungsgericht beschlossen, dass Volksbefragungen künftig nicht mehr dazu genutzt werden können, Bergbauprojekte zu stoppen. In der Begründung zugunsten des Konzerns Mansarovar Energy Colombia Ltd. hieß es, der Boden unterhalb der Erdoberfläche sei allein dem Zugriff des Staates vorbehalten, die dezentralen administrativen Verwaltungseinheiten könnten nicht darüber entscheiden. 2016 hatte das Gericht noch eindeutig Landkreise und Departamentos befugt, den Bergbau zu verbieten, um über die Nutzung des Bodens selbst zu bestimmen und die Umwelt zu schützen. Mehrere Volksbefragungen zu Rohstoffprojekten wurden bereits durchgeführt, in allen Fällen sprach sich die Bevölkerung deutlich dagegen aus. Zuletzt hatte in der Gemeinde Fusagasugá im Nationalpark Páramo Sumapaz 99 Prozent der Wähler Aktivitäten im Bereich Erdöl, Fracking und großen Bergbauprojekten in ihrem Gebiet abgelehnt.