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Deutschland: Regierung will mehr schmutzige Kohle aus Kolumbien

Aus einer der größten Tagebauminen der Welt, El Cerrejón, will nun die Berliner Regierung mehr Kohle importieren. Bereits in der Vergangenheit hat Lateinamerikas größter Steinkohletagebau wegen unzureichender Umwelt- und Menschenrechtsstandards einen Spitznamen: "Monster".

Die Steinkohlemine El Cerrejon erstreckt sich über 69.000 Hektar, eine Fläche so groß wie 100 Fußballfelder. Tag für Tag erden 30 Millionen Liter Wasser aus dem kargen Halbwüstengebiet der zweitärmsten kolumbianischen Provinz La Guajira, entnommen. Jährliche Produktion von 30 Millionen Tonnen Kohle, auch nach Deutschland. Eigentümer der Mine ist der Schweizer Konzern Glencore.

Dulcy Cotes. Angehörige der 700.000 indigenen der Wayuu sagt: "Die transnationalen Unternehmen schnüren uns mit ihrer Gier nach Profit die Luft zum Atmen ab." Dulcy Cotes berichtet auch über den Knochenjob der Minenarbeiter, die für wenig Geld in der Mine schuften. Denn in dieser Region gibt es sonst kaum Möglichkeiten auf Arbeit. Jeder Zweite lebt unterhalb der Armutsgrenze. "Die Menschen, die dort beschäftigt sind, arbeiten zwölf Stunden am Stück, von 6 Uhr morgens bis 18 Uhr abends Frühschicht oder von 18 Uhr bis 6 Uhr morgens Nachtschicht, sie schlafen kaum. Dadurch und durch den vielen Staub werden sie krank. Es ist eine maximale Ausbeutung. Wenn sie wegen einer Krankheit auf eine Abfindung pochen, müssen sie das einklagen, nie kommt es von der Firma selbst."

Anwältin Rosa María Mateus Parra von der Menschenrechtsorganisation "Cajar" berichtet: "Es ist schon ein Widerspruch in sich, dass Deutschland Kohle aus einer Mine mit so vielen Problemen und Klagen importieren will. Jedes Land in Europa sollte sich bei so einer Vorgeschichte eigentlich weigern. Und nun will ausgerechnet Deutschland mehr Kohle aus Kolumbien, das Land, das doch weltweit für einen Kohleausstieg wirbt?"

El Cerrejón steht für Ausbeutung und Enteignung, Zwangsumsiedlungen und Vertreibungen oder auch Zerstörung und irreparable Schäden für die Umwelt. Und dazu einer Kindersterblichkeit, die in den letzten Jahren rasant anstieg: 5000 Wayuu-Kinder verhungerten und verdursteten in der Region um die Mine. "Dafür verantwortlich ist der Wassermangel, weil Flüsse und Bäche kontaminiert oder ausgetrocknet sind. Und der Mangel an Lebensmitteln, weil dort, wo die indigenen Gemeinden ihr Gemüse angebaut haben, jetzt Kohle gefördert wird. Die Kinder, die überleben, haben Hautausschlag und Atemwegserkrankungen wegen der Feinstaubbelastung, all das haben wir auch vor Gericht nachgewiesen", sagt die Menschenrechtsanwältin.

Deutsche Unternehmen wie die Energieunternehmen Steag und EnBW, auch Uniper und RWE kaufen Kohle aus Kolumbien.