Redebeitrag auf der 18. Demonstration gegen die Verbrannte Erde der Ruhrkohle AG am 24.2.2024 in Neukirchen-Vluyn
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- Erstellt: Freitag, 08. März 2024 13:00
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Am 24. Februar 2024 sind zwei Jahren seit dem Anfang des Krieges zwischen zwei Brüderländern, Russland und den Ukraine, vergangen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Recht habe, im Namen der russischen Jugend zu reden, aber eines ist sicher - die Jugend in Russland will diesen Krieg nicht! Für mehr und mehr junge Russen wird immer deutlicher, dass der Krieg ihnen das Leben raubt. Sie wollen nicht im Krieg mit einem brüderlichen Land sterben.
Umfragen zeigen, dass die Mehrheit der jungen Menschen in Russland ein schnellstmögliches Ende des Krieges wünscht.
Allerdings sind alle aktuellen Umfrageergebnisse aus Russland mit Vorsicht zu betrachten: Da negative Einstellungen zum Krieg kriminalisiert werden, sind viele Russen dazu gezwungen, keine Wahrheit zu sagen und ihre Meinung nicht offen zu äußern. Etwa eine Woche nach Kriegsbeginn wurde ein Gesetz verabschiedet, das die Verbreitung von "Fake News" mit Gefängnis bedroht. In Russland werden alle Veröffentlichungen, die nicht mit der offiziellen Regierungsposition übereinstimmen, als solche betrachtet. Die Befragten können sich der Anonymität von den Umfragen nicht sicher sein. Sie sehen Soziologen, die die Umfragen machen, als Vertreter der Behörden und potenzielle Spitzel.
Meinungsumfragen sind zu einer politischen Waffe geworden. Sie helfen nicht nur dabei, die Stimmung in der Bevölkerung zu ermitteln, sondern prägen sie auch. Viele Fragen, die von staatlichen soziologischen Diensten wie dem VTsIOM ( ein russisches Markt- und Meinungsforschungsunternehmen) gestellt werden, sind so formuliert, dass sie auf Antworten im Sinne der Regierung lenken.
Aber lass uns zurück zur russischen Jugend kommen:
Die Jugend ist ziemlich stark gegen den Krieg. Sie ist viel weniger empfänglich für die Regierungspropaganda als die ältere Generation: Etwa 79 Prozent der 18- bis 24-Jährigen sind für sofortige Verhandlungen, während 56 Prozent der 18- bis 24-Jährigen für ein möglichst baldiges Ende der Feindseligkeiten sind.
65 Prozent der jüngsten Altersgruppe sind der Ansicht, dass die Regierung sich vorrangig um die Innen- statt um die Außenpolitik kümmern sollte.
Die persönliche Bereitschaft, sich am Krieg zu beteiligen, ist bei den Jungen deutlich geringer als bei den Älteren. … Jedoch: Am ehesten findet man Leute die in den Krieg ziehen wollen in rückständen ländlichen Gebieten wo die Einkommen sehr niedrig und die Arbeitslosigkeit sehr hoch sind. Manche erhoffen sich durch den Kriegsdienst soziale Aufstiegsmöglichkeiten.
Trotz Propaganda und Repression wächst die Antikriegsstimmung in Russland vor allem unter jungen Menschen und solchen, die keine regierungsnahen Medien schauen. Dies hindert die Behörden daran, in dieser Phase des Konflikts eine allgemeine Wehrpflicht für Männer einzuführen. Der Widerstand gegen eine allgemeine Mobilmachung könnte zu einer Massenbewegung gegen den Krieg führen. Aus Angst davor verstärken die Behörden die Kontrolle über die Bildungseinrichtungen sowie in Schulen oder sogar in den Kindergarten und natürlich an Hochschulen und Universitäten. Aktuell erwägen sie beispielsweise ein Verbot von YouTube und anderen fremden Informationskanälen. ...
Darüber hinaus schließt sich eine neue Generation junger und junggebliebener linker Kräfte in Russland, die vom offiziellen politischen Kampf ausgeschlossen sind , mit einer neuen Kraft zusammen, um einen Schlag gegen die bevorstehenden russischen Präsidentschaftswahlen zu führen, die in Wirklichkeit eine Entweihung und Karikatur der Demokratie sind, um die autoritäre Macht in Russland unter Führung von Putin zu legitimieren.
Letztlich sollte man auch nicht die Doppelzüngigkeit und relative Ohnmacht der offiziellen russischen Propaganda vergessen, die sich die glorreiche Vergangenheit der Sowjetunion zunutze macht und dadurch das Andenken ihrer Vorfahren zugunsten ihrer imperialistischen Ideale und Ideen in die Irre führt ... Sowohl das zaristischen Russland, die sozialistische Sowjetunion und die heutige imperialistische Russische Föderation werden gleich gesetzt. Das bewirkt unter der Jugend und bei der ältere Generation noch viel Verwirrung. … Es verstäkt vorerst den Widerspruch, in der junge Menschen die Erfahrungen vergangener Generationen aufgeben und selbst nach Antworten auf beunruhigende Fragen suchen. Der Ausweg zu den Ideen des Marxismus-Leninismus ergibt sich nicht zwangläufig. Man muss die Wurzeln des Krieges im Klassenkampf finden.